Sonntag, 14. Juni 2015

[Rezension] Die Sache mit Finn






  • von Tom Kelly
  • Englischer Titel: The Thing with Finn
  • übersetzt vonIngo Herzke
  • Carlsen
  • 222 Seiten
  • ISBN: 978-3-551-55499-4








Inhalt: Sechs Wochen sind vergangen seit der Sache mit Finn. Sechs Wochen, in denen Danny kein Wort gesprochen hat. Sein Dad ist traurig wegen der Sache mit Finn, seine Mum macht sich Sorgen, dass sie nicht aussieht, wie eine richtige Mutter aussieht und Angela hat das Bedürfnis alle zu umarmen.
Nachdem Danny einen umweltfreundliche Backstein mit drei Löchern durch das Fenster des alten Grundy geschmissen und den blöden, ausgestopften Otter platt gemacht hat, trifft er an der Bushaltestelle auf zwei Klassenkameraden. Auf die Frage "Danny oder Finn?" folgt verlegenes Schweigen.

Meine Meinung:   
"Das Einzige, was mich noch dran erinnert, ist mein Gesicht, aber daran muss ich mich einfach gewöhnen."

Das Erste von zwölf Zitaten, die ich mir notiert habe. Dieses Buch bewegt mich jedes Mal aufs Neue.
Was mich damals dazu brachte, das Buch zu kaufen, war der Klappentext, der Stil, Inhalt und Stimmung der Geschichte perfekt zusammenfasst:

" Fünf Gründe, warum man dieses Buch lesen muss:
1. weil es lustig ist
2. weil es traurig ist
3. weil ein blöder ausgestopfter Otter plattgemacht wird (aber mit einem umweltfreundlichen Backstein)
4. weil man es gleich noch einmal lesen will
5. darum."

Danny (oder Finn?) macht gerne Listen. Über die Anzahl ausgestopfter Tiere des alten Grundys. Über Dinge, mit denen Dad Mitleid hat. Darüber, was Angela, seiner gehörlosen 5-jährigen Schwester, passieren könnte, wenn er nicht da ist. Darüber, warum er Carki erzählt, was er da macht. Darüber, was er gerade in sich drin fühlt. Und so ziemlich über alles, was mehr oder weniger nichts mit der Sache mit Finn zu tun hat.

"Ich bin zwar noch ein Kind, aber ich weiß schon, dass nichts bleibt, wie es ist. Ganz egal was. Auch wenn die Häuser und Gärten und Autos ganz genau gleich aussehen, sind sie es nicht. Auch wenn die Bushaltestelle morgen und übermorgen und überübermorgen immer noch da ist, ist es nicht das Gleiche. Wenn man hinguckt, kann man sehen, dass sich die Dinge jede Sekunde verändern, Tag und Nacht. Sachen gehen kaputt, Sachen werden repariert, Sachen gehen verloren und Sachen werden wiedergefunden. Und manchmal bleiben sie auch kaputt oder verloren."

Für seine 10 Jahre macht Danny (oder Finn?) sich sehr tiefgründige Gedanken über Dinge, für die er eigentlich noch zu jung ist. Leid, Tod, Schmerz und Angst führen ihn auf seinem Weg. Wohin, das weiß er zu Beginn selbst nicht so richtig. Nur, dass er zumindest jetzt gerade nicht daheim bleiben kann, wo alles ihn an Finn erinnert und er alle an Finn erinnert. Finn und Danny waren eineiige Zwillinge.

Tom Kellys Schreibstil, die Art wie er uns Dannys Gedanken und Gefühle erleben lässt, ist mitreißend, faszinierend, spannend und verwirrend. Zwischenzeitlich fragt man sich, ob Danny wirklich Danny ist. Obwohl es um das traurige Thema Tod geht, entlockt einem Dannys Art, sein Humor und seine für sein Alter ungewöhnliche Weitsichtigkeit und sein Einfühlungsvermögen immer wieder ein Schmunzeln.
Gleichzeitig spürt man die tiefe Traurigkeit, die ihn erfüllt, die Verzweiflung und Leere, die ihn seit dem Tod seines Zwillingsbruders quält. So schweift er häufig mit seinen Gedanken ab und man erfährt in kurzen Abständen immer wieder kleine und große Ereignisse aus dem Leben der Familie vor der Sache mit Finn.


Fazit: Traurig. Lustig. Bewegend.


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