Mittwoch, 15. Februar 2017

[Rezension] Sam und Emily



  •  von Holly Goldberg Sloan
  • Englischer Titel: I'll be there
  • übersetzt von Bernadette Ott, Barbara Lehnerer
  • Altersempfehlung: ab 14 Jahren
  • ArenaVerlag
  • 432 Seiten 
  • ISBN:  978-3-401-50851-1
  • Preis: 8,99 Euro [D] 
  • Taschenbuch





Inhalt: Der siebzehnjährige Sam Border und sein kleiner Bruder Riddle hatten bis jetzt nicht viel Glück im Leben. Außer ihrem gewaltätigen, paranoiden, kriminellen Vater Clarence, der die beiden entführt hat, als Riddle noch fast ein Baby war, haben die beiden keine lebenden Verwandten mehr, die sich um sie kümmern könnten. Sie kennen nur das Leben als Vagabunden und Landstreicher, ständig in Bewegung und auf der Flucht.  
Eine Schule besuchen die beiden schon lange nicht mehr und gegessen wird das, was andere Menschen schon längst auf dem Müll entsorgt haben. Riddle leidet außerdem unter starkem Asthma, spricht wenig und trägt ein Telefonbuch mit sich herum, in dem er komplizierte, technische Zeichnungen anfertigt. Sam kümmert sich aufopferungsvoll um seinen kleinen Bruder, liest alte Bücher, die er auf der Müllhalde findet und hat sich mit einer ramponierten Gitarre selbst das Spielen beigebracht.
Emily dagegen wächst behütet in einer kleinen Stadt auf. Ihr Vater ist Musiklehrer, ihre Mutter arbeitet im Krankenhaus. Auch sie hat einen kleinen Bruder und gemeinsam lebt die Familie im eigenen Haus mit Garten und Hund
An dem Tag, an dem Emily ihrem Vater zuliebe das Solo "I'll be there" im Sonntagsgottesdienst singt und nervös den Blick über die Zuschauer schweifen lässt, treffen sich Sams und Emily Blick und auf einmal fällt Emily das Singen viel leichter. Sie singt einfach für diesen fremden Jungen mit den ausdrucksstarken Augen
Es bleibt nicht bei dieser ersten schicksalhaften Begegnung. Schon bald überschlagen sich die Ereignisse und das Leben wird nie mehr so sein, wie es vorher war.
Meine Meinung: Oh, wow. Dieses Buch hat mich umgehauen. Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich fesselnd und sehr emotional, ein modernes Märchen mit Prinz und Prinzessin, Bösewicht(ern), guten Feen und allem, was dazu gehört. 
Die Geschichte hat einen durchgehenden Spannungsbogen und es wird einem nicht langweilig. Einzig am Ende war ich etwas ungeduldig, aber vielleicht lag das auch daran, dass ich mir so sehr ein Happy End gewünscht habe nach dem großen Finale.
Wieder einmal bin ich begeistert von den Charakteren, allen voran Sam, Riddle und Emilys Mutter Debbie.
Sam, der sich liebevoll um seinen Bruder kümmert, der trotz der Isolation, in welcher er all die Jahre lebte, intuitiv und einfühlsam auf seine Mitmenschen eingeht und der über sich selbst hinauswächst, als er endlich die Chance sieht, sich und Riddle aus dieser auswegslosen Situation zu befreien.
Emily, ein durchschnittliches Mädchen, das etwas schüchtern ist und das durch Sam eine vollkommen neue Welt kennen lernt. Zum ersten Mal scheint es für sie etwas zu geben, für das sie sich wirklich begeistern kann und das ihr am Herzen liegt.
Debbie, die die beiden Jungen auf- und annimmt, als wären es ihre eigenen Kinder und die sich selbstlos für Riddles Wohlbefinden einsetzt
Riddle, der nie ein heile Welt erleben durfte und dessen einzige Familie Sam ist. Der auflebt, als er endlich frei atmen kann und hinter dessen Zeichnungen so viel Aufmerksamkeit und Liebe fürs Detail stecken. 
Natürlich darf auch der Bösewicht nicht fehlen. Diese Rolle fiel Clarence zu und die Autorin hat mit ihm einen meisterhaften Dieb, Menschenfeind und Unmensch erschaffen. Bei Clarence Textstellen haben sich mir grundsätzlich sämtliche Nackenhaare aufgestellt. Je weiter die Geschichte voranschritt, um so mehr wollte ich, dass dieses Monster von Mensch einfach nur von der Bildfläche verschwindet. Es war beängstigend.
Ein Charakter, der teilweise unter den Tisch fällt und dem irgendwie ebenfalls die Rolle des Buhmanns zufällt ist Bobby Ellis. Er macht von allen Charakteren am meisten eine teilweise verwirrende Wandlung durch von "Scheint ganz ok zu sein." über "Das grenzt an Besessenheit." zu "Was für ein Pechvogel...aber irgendwie hat er es verdient.". Was ich von ihm halten soll, weiß ich nicht so richtig.
Erzählt wird die Geschichte übrigens aus den verschiedenen Perspektiven der Charaktere, allen voran Sam, Riddle, Emily, Bobby Ellis, aber auch Clarence.
Ich möchte euch das Lesevergnügen nicht verderben, aber so viel sei zum Schluss noch gesagt: Ich habe Rotz und Wasser geheult. Ich hatte Herzklopfen. Ich hatte Angst. Ich habe mir Gedanken über Schicksal und Zufall gemacht und darüber, dass nicht nur in Bücher alles miteinander verbunden zu sein scheint. Und ich habe mich ganz arg gefreut. Ich liebe dieses Buch!

Fazit: Prädikat lesenswert! Eine Geschichte über zwei Brüder, eine Geschichte über die erste Liebe, eine Geschichte über Familie, Zusammenhalt, Selbstlosigkeit, eine Geschichte über Hoffnung und Mut, eine Geschichte über alles, was das Leben lebenswert macht. 

 

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