Donnerstag, 20. Februar 2014

[Rezension] Tausend strahlende Sonnen







  • von Khaled Hosseini
  • Englischer Titel: A Thousand Splendid Suns
  • übersetzt von Michael Windgassen
  • Bloomsbury Berlin
  • 382 Seiten
  • ISBN: 978-3-8270-0671-4
  • Preis: 1,91 Euro [D] bei Amazon
  • Gebundene Ausgabe





 
Inhalt: 
Mariam ist Jalils uneheliches Kind. Der hat drei Frauen und neun legitime Kinder. Mariam lebt mit ihrer Mutter Nana in einer kleinen, heruntergekommenen Hütte in der Nähe von Herat, während Jalil und seine Familie in einem großen Anwesen in der Stadt leben. Ihre Mutter wird regelmäßig von einem Dschinn besessen und ist übellaunig und launisch. Jalil kommt Mariam fast jeden Donnerstag besuchen, bringt ihr immer eine Kleinigkeit mit und ist immer lustig und fröhlich.

1974, als Mariam 15 Jahre alt wird, wünscht sie sich, mit Jalil und ihren Schwester und Brüdern ins Kino gehen zu dürfen. Obwohl ihr Wunsch von ihren Eltern abgelehnt wird, macht sie sich auf den Weg zu Jalil. Dort werden ihre Illusionen schnell zerschlagen. Der erste Schicksalschlag ereilt sie kurz darauf, als Nana Selbstmord begeht. Für kurze Zeit kommt sie bei Jalil unter, doch seinen Frauen ist sie ein Dorn im Auge. Kurzerhand wird ein "würdiger" Heiratskandidat für sie ausgewählt: Raschid, der 45-jährige Schuhmacher, der im 650km entfernten Kabul wohnt.
Zu Beginn der Ehe bemüht er sich um Mariam und als sie schwanger wird, scheint ihr Familienglück perfekt. Doch nachdem sie das Kind verliert, zeigt Raschid sein wahres Gesicht, ist ungehalten, grob und herablassend.Während seine Gewaltausbrüche immer schlimmer werden, wird im Nachbarhaus Laila geboren.

"Mariam [...] starrte in das Schneegewirbel vor dem Fenster. Sie erinnerte sich, dass Nana einmal gesagt hatte, jede einzelne Schneeflocke sei ein Seufzer einer gekränkten Frau irgendwo auf der Welt. Alle Seufzer stiegen zum Himmel, verdichteten sich dort zu Wolken und zerbrächen in winzige Teile, die dann lautlos auf die Menschen herabfielen."

Im Radio wird die Demokratische Republik Afghanistan verkündet.

1987 ist Laila 9 Jahre alt. Ihre Mutter leidet an Depressionen, die sich noch verschlimmern, als sie die Nachricht erreicht, dass ihre beiden Söhne im Krieg gefallen sind. Lailas einzige Verbündete sind ihr Babi Hakim und der Nachbarsjunge Tarik, in den sie sich langsam aber sicher verliebt.

1988-1992 wird immer wieder zwischen den verfeindeten Gruppen verhandelt, schließlich kommt es zur Kapitulation und zum Abzug der Truppen. Lailas Mutter erwacht aus ihrer Starre und lädt zu einem Fest ein. Tarik gesteht Laila, dass er sie liebt.

Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse, der Krieg kommt nach Kabul. Immer mehr Familien fliehen und suchen Zuflucht in den angrenzenden Ländern. Tarik zieht  fort mit seinem kranken Vater und seiner Mutter. Lailas Eltern entschließen schließlich auch, dass es Zeit ist zu gehen.  Als sie ihre Habseligkeiten bei einem Pfandleiher versetzen wollen, trifft eine Rakete das Haus. Laila Eltern sterben, sie aber wird schwer verletzt.

Raschid findet sie auf der Straße und bringt sie in sein Haus. Mariam und er kümmern sich um Laila. Als es ihr besser geht, erfährt sie das Tarik tot ist. Raschid schlägt ihr vor, sie zur Frau zu nehmen. Da sie von Tarik schwanger ist, willigt sie ein, um den Kind seine beste Chance zu geben. Mariam ist trotz ihrer zerbrochenen Beziehung zu Raschid schockiert und eifersüchtig. Das Kind wird ein Mädchen und Raschids Begeisterung für Laila nimmt ab.

Zwei Jahre später will Laila mit ihrer Tochter Aziza fliehen. Sie hat Raschid immer wieder Geld gestohlen und findet in Mariam schließlich eine Freundin und Verbündete. Als ihr Fluchtversuch misslingt und Raschid davon erfährt, sind die Folgen einschneidend.

1996 nehmen die Taliban Kabul ein und errichten das Islamische Emirat Afghanistan. Die Einhaltung des Koran wird unter strengster Bewachung durchgesetzt, Frauen werden sämtliche Rechte entzogen. Als Laila zum zweiten Mal schwanger ist, ist die medizinische und hygienische Versorgung für Frauen deshalb katastrophal. Obwohl sie einen Kaiserschnitt ohne Betäubung über sich ergehen lassen muss, gebährt sie einen gesunden kleinen Jungen, Zalmai.

Raschid vergöttert und verwöhnt seinen Sohn. Doch dann verliert er seinen Laden in einem Feuer und die Familie muss alles verkaufen, was sie besitzt. Als sie schließlich gar keine andere Möglichkeit sehen, wird die kleine Aziza in ein Waisenhaus gegeben.

Eines Tages steht Tarik vor der Tür. Nach der ersten Wiedersehensfreude, drängt Mariam Laila, dass sie mit ihm und den Kindern fliehen soll. Zu weiteren Plänen kommt es jedoch nicht, denn Zalmai erzählt seinem Vater beim Abendessen von dem fremden Mann mit der Beinprothese, der seine Mutter besucht hat.
Raschid schließt den Jungen ein und prügelt Mariam und Laila beinahe zu Tode. Mariam erschlägt ihn schließlich und nimmt die Schuld und die daraus resultierende Todesstrafe auf sich, um Laila, Tarik, Aziza und Zalmai einen neuen Start ins Leben zu ermöglichen.

Meine Meinung: Wow. Ich habe das Buch zuletzt vor etwa 5 Jahren gelesen und war schon damals hin und her gerissen zwischen Schock, Trauer und Bewunderung. Auch wenn der Autor sich die Schicksale von Mariam und Laila ausgedacht hat, entsprechen sie doch dem, was viele Familien zu dieser Zeit durchleben mussten.
Das stimmt einen natürlich sehr nachdenklich, vor allem im Zeitalter von "Kopftuch-Diskussionen" und den religiösen und politischen Differenzen, die überall auf der Welt für Leid und Kummer sorgen.
Mariam und Laila wachsen mit ihren Aufgaben. Beide sind unglaublich starke Frauen und die Freundschaft, die sich zwischen ihnen entwickelt, hilft ihnen, manch schwere Zeit zu überstehen. Das Ende hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Aber es gibt einem auch Hoffnung. Hoffnung auf ein Leben, in dem man geliebt hat und geliebt wurde.
Da man als Leser sowohl Mariam, als auch Laila von ihrer Kindheit an begleitet, treffen einen die Schicksalsschläge der beiden um so härter. Gerade deshalb schließt man sie aber auch in sein Herz. Die Charaktere, die Hosseini zum Leben erweckt, sind unglaublich echt und menschlich. Die Grausamkeit Raschids, die Scham Jalils, die Naivität Mariams sind greifbar, spürbar.

Fazit: Durchweg lesenswert. Ein Buch das vor allem das Herz und den Verstand bewegt.



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Hallo Du,
wie schön, dass du dich hierher verirrt hast.Ich wünsche Dir viel Spaß beim Stöbern!


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